In Auseinandersetzung mit einer Kritik an das Modell der Frame-Selektion (MFS) bzgl. dessen Anwendbarkeit und interner Widerspruchsfreiheit (Opp 2010) wird eine erweiterte Anwendungsmöglichkeit des MFS erörtert. Mit Hilfe der Kategorienlehre Eleanor Roschs und der Theorie des Erfahrungsablaufs aus der soziologischen Phänomenologie werden allgemeine Prinzipien erarbeitet, mit denen sich das MFS auf die Analyse von Situations- verläufen anwenden lässt. Hierin werden innerhalb einer Situation mehrere Frames nach ihrem Grad an inhaltlicher Differenzierung und Abstraktion unterschieden.
Daraus ergeben sich folgende Resultate: a) kritische Einwände (Opp 2010) können entkräftet werden, b) das analytische Verhältnis von Situationsmodell (Frames) und deren Aktivierungsmodus (automatisch-spontan oder reflexiv-kalkulierend) kann genauer bestimmt werden, c) sowohl die Formulierung von Brückenhypothesen zur inhaltlichen Bestimmung der Frames als auch deren Operationalisierung lässt sich präzisieren und d) die Lücke zwischen dem Erklärenden und dem Interpretativen Paradigma kann weiter geschlossen werden.