Im 21. Jahrhundert nimmt Lateinamerika eine zunehmend bedeutsame Rolle für globale Debatten um das Verhältnis von Umwelt und Entwicklung ein. So hat der Subkontinent nicht nur eine Renaissance rohstoffbasierter Entwicklungsmodelle erlebt, sondern ist auch Schauplatz lebhafter Auseinandersetzungen um alternative Entwicklungsleitbilder, welche besonders in Hinblick auf das indigene Prinzip des „Guten Lebens“ (buen vivir) auch über seine Grenzen hinaus rezipiert worden sind. Angesichts interner Legitimationskrisen, indigener Protestbewegungen sowie unter dem Einfluss internationaler Organisationen haben zudem zahlreiche Staaten ihre Verfassungen reformiert und erkennen nun in unterschiedlichem Umfang das Recht indigener Bevölkerungsgruppen auf selbstbestimmte Entwicklung sowie die dafür erforderlichen Rechte wie die Verfügung über Land und darauf befindliche Rohstoffe an.
Vor diesem Hintergrund wird zunächst ein Überblick über die entwicklungstheoretischen und -politischen Debatten zum rohstoffbasierten Entwicklungsmodell und die Implementierung indigener Rechte gegeben. Abschließend wird der Frage nachgegangen, ob nachhaltige Praktiken indigener Gruppen als Ausdruck ihrer spezifischen Kultur verstanden werden sollten und diese Arten des Wirtschaftens als Modelle für einen größeren gesellschaftlichen Kontext relevant und realisierbar sind.