Cautionary Tales (Die Junge Akademie', 2022–2024)
Cautionary Tales spielen in allen Professionen eine wichtige Rolle in der beruflichen Sozialisation. Besonders Assistenzärzt*innen, die eigene Verantwortung im klinischen Alltag übernehmen, lernen über diese Erzählungen von „Beinahe-Unfällen“. Diese Anekdoten werden vor allem mündlich und als Nebenbei-Erzählungen überliefert. Als Teil informeller Lernprozesse sind sie somit ein Reservoir an Wissen, das in der regulären Medizinausbildung noch wenig aufgegriffen wird. Wir interessieren uns für diese Erzählungen besonders vor dem Hintergrund, dass durch die zunehmende Digitalisierung das Zusammenspiel menschlicher und nichtmenschlicher Akteure in der Krankenbehandlung intensiviert wird. Hierdurch entstehen neue Komplexitäten und -ambiguitäten, die eigene „Cautionary Tales“ hervorbringen (z.B. über das Überhören von Warntönen, falsch geklebte Patienten-IDs,…).
Digital Cases (Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung, 2019-2025)
Die Forschungsgruppe "Digital Cases" untersucht, inwiefern komplexe digitale Infrastrukturen wie elektronische Fallmanagementsysteme das Verhältnis von Organisation, Technologie und Profession neu konfigurieren. Leitend ist hierbei die Vermutung, dass diese Systeme weit mehr als passive Tools darstellen, sondern eigene Akteurspotentiale entfalten. Das Projekt geht nicht von einer Setzung dieses Akteurscharakters aus, sondern entscheidet sich für eine prozessorientierte empirische Exploration. Die ethnografische Studie umfasst hierbei drei unterschiedlich fallförmig operierende Organisationen: Ein Krankenhaus, ein Gericht sowie einen sozialen Dienst, operiert also organisationstypenübergreifend und vergleichsorientiert. In der Feldphase experimentiert "Digital Cases" hierzu erstmals mit dem Forschungsdesign eines einmaligen Feldwechsels der Soziolog*innen in der zweiten Hälfte des Forschungsprojekts (Ko-Ethnografie, Publikation in Bearbeitung). Die Feldphase beginnt im Herbst 2020.
Von 2021 bis 2024 war "Digital Cases" im DFG-Schwerpunktprogramm "Digitalisierung der Arbeitswelten" (SPP 2267) assoziiert. Im Rahmen der Assoziierung im Projekt "Digitalisierung öffentlicher Organisationen" ist das Projekt "Digital Cases" auch in der zweiten Förderphase des SPPs assoziierter Partner.
FODAHEMM (Forschungsfreiheit vs. Datenschutz - Wie können Hemmnisse abgebaut werden?) (Pro*Niedersachsen, 2023–2026)
Das Projekt integriert ein rechtswissenschaftliches und ein soziologisches Teilprojekt. Wir untersuchen, mit welchen Unsicherheiten und Herausforderungen Forschende im Umgang
mit Datenschutzbestimmungen konfrontiert sind, wie sie mit diesen Herausforderungen umgehen und wie sich dieser Umgang auf konkrete Forschungsprojekte auswirkt: Werden
bestimmte Forschungsdesigns präferiert oder vermieden? Welche Rolle spielen institutionelle Unterstützungsangebote zum Datenschutz für Forschende? Welche Risiken gehen
Projektleitungen ein und wie sichern sie ihr Vorgehen ab? Das Forschungsprojekt umfasst auch die Entwicklung von Handlungsempfehlungen.
Die Untersuchung findet anonymisiert statt. Sie ist qualitativ ausgerichtet und kombiniert Erhebungen in institutionellen Anlaufstellen für Forschende mit der Untersuchung
ausgewählter konkreter Forschungsprojekte. Die Erkenntnisse zu konkreten HandIungsherausforderungen und intendierten und nichtintendierten Folgen des
Umgangs mit Datenschutzbestimmungen bereiten wir für Handlungsempfehlungen für Gesetzgeber, Förderinstitutionen und Forschungseinrichtungen auf.
OPAL (ESF 'Projekte Soziale Innovation', 2020–2023)
Das partizipativ ausgerichtete Projekt "OPAL" untersucht die Chancen sensorbasierter Pflegetechnologien zur Unterstützung von stationären Pflegekräften (Bewilligung Januar 2020).
Kooperationspartnerin im DFG-Projekt
"Die Kita als geschlechterpolitischer Baustein im Workfare State der funktional differenzierten Gesellschaft: Aufgabenzuweisung und Umsetzung"
PD. Dr. Christine Weinbach, Universität Bonn, Abteilung Demokratieforschung